Psychologie

Der Mensch in der Gruppe | Definition, Merkmale, Gruppenphasen & Konformität

Die Sozialpsychologie ist ein Teil der empirischen Psychologie, die sich mit dem menschlichen Verhalten im sozialen Umfeld befasst. Triffst du dich nach der Schule mit deinen Freunden und unterhältst dich mit diesen, so handelst du innerhalb einer Gruppe.

Definition: Gruppe​

Eine Gruppe liegt dann vor, wenn mehr als zwei Personen miteinander über einen längeren Zeitraum hinweg in einer Wechselbeziehung stehen und miteinander interagieren und kommunizieren.

Merkmale einer Gruppe​

  • Interaktion und Kommunikation: Die Gruppenmitglieder interagieren miteinander und entwickeln somit eine gefühlsmäßige Beziehung.
  • Zusammengehörigkeitsgefühl: Auch WIR-Gefühl genannt. Die Gruppe entwickelt ein Gruppengefühl.
  • Zeitliche Stabilität: Die Gruppe interagiert über eine gewisse Zeit hinweg.
  • Normen und Ziele: Mitglieder einer Gruppe teilen Ziele, Normen und Werte, wodurch das Zusammenleben reguliert wird.
  • Struktur: Mitglieder nehmen Positionen und Rollen ein aufgrund ihrer Fähigkeiten.

Arten von Gruppen​

Gruppen können aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet und entsprechend in diverse Kategorien eingeteilt werden. Dies hängt davon ab, ob ein einzelnes Individuum Teil der Gruppe ist oder sie von außen beobachtet wird. Demnach gibt es auch unterschiedliche Arten von Gruppen, die sich danach richten, welche Bedürfnisse oder welches Ziel sie begründet haben.

Primärgruppe​

Die Primärgruppe zeichnet sich durch häufigen sowie direkten Kontakt aus. Es besteht ebenfalls ein emotionaler Kontakt, wovon das Individuum unter anderem abhängig ist. Lediglich drei bis sechs Mitglieder gehören der Primärgruppe an, was sich dadurch überschaubar macht. Ein klassisches Beispiel für eine Primärgruppe ist die eigene Familie.

Sekundärgruppe​

Die Sekundärgruppe hat im Vergleich zur Primärgruppe geringeren sowie indirekten Kontakt. Dabei verfolgen sie gemeinsame Ziele lediglich nur in Teilbereichen. Durchaus ist eine größere Anzahl an Mitgliedern möglich. Beispiel hierfür wäre eine Schüler- oder Arbeitsgruppe.

Formelle Gruppe​

Die formelle Gruppe formuliert Ziele ausdrücklich schriftlich oder mündlich. Beispiel hierfür sind Jugendvereine oder Schulklassen.

Informelle Gruppe​

Die informelle Gruppe entsteht spontan und besitzt keine Ordnung oder Struktur. Dies sind Cliquen oder Freundesgruppen.


Eigen- und Fremdgruppe​

Die Eigengruppe ist die Gruppe, der man selbst angehört. Das Individuum identifiziert sich mit der Gruppe und bringt dadurch positive Gefühle mit sich. Mitglieder einer Gruppe grenzen sich von anderen Gruppen ab, da sie bereits einer Gruppe angehören.

Fremdgruppen sind Gruppen, denen man selbst nicht angehört. Es entstehen negative Gefühle gegenüber diesen Gruppen.


Wozu dienen Gruppen?​

Gruppen bieten dem Individuum Sicherheit und Integration. Evolutionsgeschichtlich gesehen sind Gruppen von Vorteil für das Überleben. Somit konnten Gruppen sich gegen Feinde wehren, während Einzelgänger keinen Schutz fanden. Demnach geben Gruppen auch ein Zugehörigkeitsgefühl, die ebenfalls wichtig für die Identitätsbildung ist, da man dadurch lernt, eine Rolle zu übernehmen. Normen und Werte können innerhalb einer Gruppe erlernt werden. Kritik, aber auch Anerkennung von anderen Mitgliedern beeinflussen das Verhalten des Individuums.

Phasen der Gruppenbildung​


Orientierungsphase
  • Mitglieder kennen sich noch nicht & gehen keine feste Bindung ein.
  • Sie fühlen sich unsicher und sind zurückhaltend.
  • Wünschen sich Nähe und Kontakt.
  • Schaukeleffekt = Das Individuum ist zurückhaltend, äußert aber den Wunsch nach Kontakt.
Machtkampfphase
  • Rollen, Funktionen sowie Normen werden ausgehandelt.
  • Entwicklung von positiven wie auch negativen Beziehungen.
  • Positionskämpfe finden statt.
Vertrautheitsphase
  • Die Rollenverteilung ist abgeschlossen.
  • Die Mitglieder identifizieren sich. Es entsteht ein WIR-Gefühl.
  • Die Mitglieder fühlen sich wohl in der Gruppe.
Differenzierungsphase
  • Das Gemeinschaftsgefühl ist ausgeprägt.
  • Vorlieben und Fähigkeiten anderer Mitglieder werden akzeptiert.
  • Verantwortung füreinander.
Trennungsphase
  • Das Zusammensein ist nicht mehr Spannend.
  • Beziehungen lockern sich.
  • Das Gruppenziel ist möglicherweise erreicht.

Rollenkonflikt​

Ein Rollenkonflikt entsteht, wenn die Normen und Erwartungen an das Verhalten eines Menschen so gegensätzlich sind, dass sie für den Rolleninhaber nicht miteinander in Einklang zu bringen sind.

Inter-Rollenkonflikt​

Inter-Rollenkonflikt entsteht, wenn widersprüchliche Erwartungen an verschiedene Rollen gestellt werden.

Eine verheiratete, berufstätige Mutter, die selbst ihre Mutter zu versorgen hat und Mitglied in einem Verein ist.
Ein möglicher Konflikt hierbei wäre die Rolle als Mutter, aber auch die Rolle als Ehefrau.

Inter-Rollenkonflikt​

Dieser Konflikt kann aufgrund einer Rolle entstehen. Das Rollenbild wird durch die Normen bzw. Erwartungen der anderen an den Rollenträger bestimmt. Die Vielzahl der Erwartungen, die an eine Rolle gestellt werden, kann zu Widersprüchen führen. Auch der Rollenträger selbst hat Erwartungen an sich. Ein Intra-Rollenkonflikt hat unterschiedliche Gründe:
  • Widerspruch zwischen Rollenselbstbild und -fremndbild z.B. Schüler möchte gute Noten haben, seine Freunde erwarten aber, dass er kein Streber ist.
  • Person oder Personengruppe hat widersprüchliche Erwartungen z.B. Eltern verlangen Unterordnung und Durchsetzungsvermögen.
  • Mehrere verschiedene Personen haben unterschiedliche Erwartungen z.B. Lehrer und Schüler beim Abschreiben.
  • Widersprüchliche Erwartungen an sich selbst z.B. Lernen und Freizeit.

Person-Rolle-Konflikt​

Die Unvereinbarkeit zwischen Rollenanforderung und persönlichen Werten (oder Fähigkeiten) des Rolleninhabers.
Der Träger einer Kinderkrippe erwartet, dass die Leiterin bei der Aufnahme der Kinder nur das Alter und das Anmeldedatum berücksichtigen. Die Leiterin selbst meint aber, man solle auch die soziale Lage der Familie berücksichtigen.

Konformität​

Konformität ist der Fachbegriff für Gruppenzwang, denn das Individuum versucht mit der Gruppe konform zu sein. Das bedeutet, das Individuum versucht mit der Gruppe übereinzustimmen und spiegelt das Verhalten und die Meinung anderer Mitglieder wider.
Konformität ist die Tendenz von Menschen, das Verhalten und die Meinung anderer zu übernehmen und an den Wert- und Normvorstellungen anderer festzuhalten.

Dadurch, dass sich das Individuum der Gruppe anpasst, erhofft es sich positive Reaktionen der anderen Mitglieder. Es sichert den Fortbestand der Gruppe. Konformität bringt auch Nachteile mit sich und sind unter anderem dafür verantwortlich, dass Menschen entgegen der eigenen Überzeugung handeln.
Autor
Psychologie
Aufrufe
477
Veröffentlicht
Geändert

Bewertungen

5,00 Stern(e) 1 Bewertungen

Teile diesen Lernzettel

Zurück